27.04.2017 | XING

IZA/XING-Studie: Verbreiteter Optimismus in der Rentenfrage

Bonn/Hamburg, 27. April 2017 – Trotz der häufiger gezeichneten Horrorszenarien von wachsender Altersarmut und kollabierendem Rentensystem sieht eine große Mehrheit der deutschen Bevölkerung ihre künftige Rentensituation recht entspannt. Allerdings erwartet rund ein Viertel der Personen mittleren Alters, ihren Lebensstandard im Alter stark einschränken zu müssen. Das sind zentrale neue Ergebnisse der breit angelegten Studie „Arbeiten in Deutschland“, die das IZA gemeinsam mit der XING AG durchführt. Die aktuelle Auswertung basiert auf einer repräsentativen Stichprobe von rund 1.650 Befragten zwischen 25 und 54 Jahren – also einer Personengruppe, die noch „mitten im Erwerbsleben“ steht.

Der Traum vom frühen Ruhestand lebt weiter

Dabei zeigt sich zunächst, dass 83% der Befragten noch keine konkreten Pläne haben, wann sie in Rente gehen werden. Bei den jüngeren Personen im Alter von 25 bis 39 Jahren liegt dieser Anteil sogar bei fast 90%, während er in der älteren Altersgruppe von 40 bis 54 Jahren immer noch 78% beträgt.   Der Traum vom frühen Ruhestand scheint allerdings nach wie vor weit verbreitet. Bei den Personen, die dazu Angaben gemacht haben, liegt das geplante Renteneintrittsalter im Durchschnitt bei 62,6 Jahren. Hier gibt es keine auffallenden Unterschiede zwischen den betrachteten Altersgruppen. Nach Ansicht der Forscher zeigt dieser Befund, dass sich die vorgesehene Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre noch nicht in den individuellen Planungen und Erwartungen der betroffenen Arbeitnehmer widerspiegelt.

Die Jugend baut fürs Alter vor

Die jüngere Generation ist sich jedoch bewusst, dass die gesetzliche Rente keine ausreichende finanzielle Absicherung im Alter bieten wird. Nur jeder vierte Befragte gibt an, bei den Alterseinkünften ausschließlich auf die gesetzliche Rente zu setzen. Unter den 25- bis 39-Jährigen beträgt dieser Anteil 20%. Gleichzeitig erwarten in dieser Altersgruppe mehr als 40% der Befragten, dass die gesetzliche Rente nur  eine untergeordnete Rolle bei ihren Alterseinkünften spielen wird. Bei den Personen im Alter von 40 bis 54 Jahren beläuft sich dieser Anteil auf etwa 35%.   Somit wird die gesetzliche Rente zwar mehrheitlich weiterhin als zentraler Baustein für die Altersvorsorge angesehen, doch mehr als ein Drittel der Menschen geht inzwischen nicht mehr davon aus, ihre Einkünfte im Alter ausschließlich oder überwiegend daraus zu beziehen. 

Mehrheit erwartet kaum Einschränkungen im Alter

Trotz des verbreiteten Wunsches nach einem frühen Renteneintritt und der Skepsis gegenüber der gesetzlichen Rente ist die jüngere Generation grundsätzlich optimistisch und vertritt mehrheitlich die Auffassung, ihren Lebensstandard im Alter voll oder annähernd erhalten zu können. Insgesamt 74% der Personen im Alter von 25 bis 54 Jahre gehen davon aus, sich nach ihrem Ruhestand materiell nicht stark einschränken zu müssen. Umgekehrt heißt das aber auch, dass etwa jeder vierte Befragte starke Einschränkungen beim Lebensstandard im Alter erwartet. Dies gilt insbesondere für Haushalte mit geringem Einkommen, wobei Frauen in dieser Frage insgesamt pessimistischer sind als Männer. Darüber hinaus zeigt sich, dass Personen im Alter von 25 bis 39 Jahren die Entwicklung ihres Lebensstandards grundsätzlich positiver einschätzen als die Gruppe im Alter von 40 bis 54 Jahren. So fällt der Anteil der Personen, die vom Erhalt ihres Lebensstandards im Alter ausgehen, in der jüngeren Altersgruppe um rund 10 Prozentpunkte höher aus als bei älteren Personen.

Konzentration auf wirkliche Problemlagen geboten

Nicht die gesamte Gesellschaft ist also von materiellen Verlustängsten im Alter betroffen, und auch die verbreiteten Katastrophenszenarien führen nicht zu einer allgemeinen Verunsicherung der Bevölkerung in der Rentenfrage. Dennoch deuten sich Probleme an, die genau analysiert werden müssen. Prof. Dr. Hilmar Schneider, Leiter des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA): „Die Konzentration auf wirkliche Problemlagen ist das Gebot der Stunde. Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass nicht die Gesellschaft insgesamt mit Blick auf ihre finanzielle Lage im Alter verunsichert ist, sondern dass dies tatsächlich nur einen eher kleinen Personenkreis betrifft. Genau für diese Menschen gilt es, Lösungen zu entwickeln.“

Weitere Ergebnisse der IZA/XING-Studie:

  • Verantwortung, Flexibilität und neue Freiräume im Job werden geschützt - aber nicht von allen

Über das IZA

Als unabhängiges ökonomisches Forschungsinstitut betreibt und organisiert das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) seit 1998 von seinem Sitz in Bonn aus empirisch fundierte Arbeitsmarktforschung und Politikberatung, um Antworten auf die arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen unserer Zeit zu liefern. Das von der Deutsche Post Stiftung geförderte Institut stellt faktenbasierte Forschungsergebnisse der internationalen Arbeitsökonomie bereit und liefert auf dieser Grundlage handlungsrelevante Erkenntnisse für Politik und Gesellschaft, die über verschiedene Publikationsreihen und die innovative Online-Plattform IZA World of Labor frei zugänglich sind. Dazu kooperiert das IZA mit einem Netzwerk von rund 1.500 Spitzenforschern aus aller Welt – dem größten Wissenschaftlernetzwerk in der Ökonomie und einem der größten Forschungsnetzwerke überhaupt. Weitere Informationen finden Sie unter www.iza.org.

IZA
Mark Fallak
Head of Communications
fallak@iza.org
Tel +49 228 3894 223

Über XING

Das führende soziale Netzwerk für berufliche Kontakte im deutschsprachigen Raum begleitet seine Mitglieder durch die Umwälzungsprozesse der Arbeitswelt. In einem Umfeld von Fachkräftemangel, Digitalisierung und Wertewandel unterstützt XING seine mehr als 12 Millionen Mitglieder dabei, Arbeiten und Leben möglichst harmonisch miteinander zu vereinen. So können die Mitglieder auf dem XING Stellenmarkt den Job suchen, der ihren individuellen Bedürfnissen entspricht, mit den News-Angeboten von XING auf dem Laufenden bleiben und mitdiskutieren oder sich auf dem Themenportal XING spielraum über die Veränderungen und Trends der neuen Arbeitswelt informieren. Seit Anfang 2015 gehört die größte Jobsuchmaschine im deutschsprachigen Raum, Jobbörse.com, zum Portfolio des Unternehmens. Zuvor hatte XING mit dem Kauf von kununu, der marktführenden Plattform für Arbeitgeberbewertungen im deutschsprachigen Raum, seine Position als Marktführer im Bereich Social Recruiting weiter gestärkt. 2003 gegründet, ist XING seit 2006 börsennotiert und seit September 2011 im TecDAX gelistet. Die Mitglieder tauschen sich auf XING in rund 80.000 Gruppen aus oder vernetzen sich persönlich auf einem der mehr als 150.000 beruflich relevanten Events pro Jahr. XING ist an den Standorten Hamburg, München, Barcelona, Wien und Zürich vertreten. Weitere Informationen finden Sie unter www.xing.com